Bist du auf der Suche nach einem Buch, das dir so richtig den Spaß am Lesen nimmt? Dann bist du hier genau richtig.
Spätestens seit dem Erfolg von Denis Villeneuves „DUNE“, der Ankündigung zu Dune 2 und natürlich der HBO-Serie „Dune: The Sisterhood“ (bisher noch ohne Erscheinungsdatum) ist Dune wieder in aller Munde. Auch auf meinem Blog erfreuen sich die Artikel zu Dune allergrößter Beliebtheit.
Der erste Band der Reihe von Frank Herbert bleibt für mich der ungeschlagen beste Teil, doch auch der perfide aufgebaute zweite Band „Der Herr des Wüstenplaneten“ ist richtig gut und selbst der dritte Band lohnt sich. Doch seit Frank Herbert den letztendlich sechsteiligen Dune-Zyklus in den 1960ern schrieb ist viel Zeit vergangen, er selbst starb 1986 und sein Sohn Brian setzte gemeinsam mit dem Fantasy Autor Kevin J. Anderson weitere Bücher im gleichen Universum um.
Das liest sich wie Dune Beta
Im November 2021 erschien dann „Der Wüstenplanet – Der Herzog des Wüstenplaneten“ von Brian Herbert und Kevin J. Anderson bei Heyne. Von Kevin J. Anderson las ich bereits „Auf den Schwingen des Drachen„, was zurückblickend ein sehr mittelmäßiges Lesevergnügen war. Eigentlich schlug ich recht optimistisch und mit Vorfreude die ersten Seiten des Prequels auf – doch wurde schnell enttäuscht.
Das hat ganz einfache Gründe. In „Der Herzog des Wüstenplaneten“ geht es um Pauls Vater Leto Atreides und wie dieser in ein Komplott gegen den Imperator Shaddam den IV. verstrickt wird. Natürlich kommen auch Baron Harkonnen, Lady Jessica und Paul selbst darin vor.
Doch der gesamte Plot ist von Anfang bis Ende konstruiert und billig. Die Kapitel sind austauschbar und belanglos, die Sprache ist simpel und so unemotional wie ein Stein.
In einem Kapitel wird gezeigt, wie Paul durch einen Sturm fliegt und seine Flugkünste testet. Für die Story ist dieses Kapitel vollkommen ersetzbar. Es liest sich einfach wie ein Vorausblick auf das, was letztendlich in „Der Wüstenplanet“ passieren wird, wenn Paul den Thopter von ihm und seiner Mutter Jessica in den Coriolis-Sturm lenkt, um die Harkonnen abzuhängen.
Neu ist wirklich gar nichts, was in „Der Herzog von Caladan“ zu lesen ist.
Kevin J. Anderson kann nicht „zeigen“
Wenn Menschen ihre Emotionen zum Ausdruck bringen sollen – und das tun sie erstaunlich oft in „Der Herzog von Caladan“ – dann schaffen es die Autoren, es so platt wirken zu lassen, als wären die Charaktere gelangweilte Schüler*innen in einer Schulaufführung, die keinen Bock auf Theater haben.
Es gibt ein Motto, das vielen Schreibenden bekannt sein dürfte: zeigen statt behaupten. Wenn eine Person sagt, dass sie jemanden hasst, dann wirkt das in einem Text schnell unglaubwürdig. Zeigen die Autor*innen stattdessen ein Beispiel für die Ursache und führen die Leser*innen vorsichtig an das Resultat – den Hass – heran, dann wurde nicht behauptet sondern gezeigt.
Kevin J. Anderson kann nur behaupten, das war schon in „Die Schwingen des Drachen“ zu merken.
Hört meine Playlist mit dem DUNE-Soundtrack auf Spotify: Dune 2021
Kein bisschen original
Wenn sich das Ganze nicht „Der Wüstenplanet“ nennen würde, sondern eine ganz neue Reihe wäre, dann sähe das vielleicht noch ein bisschen anders aus. Es wäre ein ungelungener Scifi-Roman.
Stattdessen habe ich das Gefühl, dass mit einem großen Namen Geld gemacht werden sollte, an dessen Stil sich aber kein bisschen orientiert wurde. Die mystische Atmosphäre, die vielschichtigen Dialoge, die komplizierten, genialen Intrigen von Frank Herberts „Der Wüstenplanet“? Fehlanzeige.
Und damit nicht genug!?
Das wäre auch deutlich weniger schlimm, wenn es mit diesem Roman vorbei gewesen wäre. Aber mitnichten: es wurde eine ganze Trilogie daraus gemacht, „Die Herrin von Caladan“ erschien im Juni, „Der Erbe von Caladan“ im Dezember 2022. Und dabei setzte der erste Band schon so knapp vor „Der Wüstenplanet“ an, dass ich mich frage: mit wie viel heißer Luft sollen jetzt bitte noch zwei weitere Bücher gefüllt werden?
In „Der Wüstenplanet“ gab es so etwas nie. Der Roman platzt beinahe vor Handlung, Wendungen und Informationen.
Das Resultat für „Der Herzog des Wüstenplaneten“ von Brian Herbert und Kevin J. Anderson ist eine große Enttäuschung für alle Fans von Dune. Es mag zwar viel Lesestoff geben, manches davon lohnt sich auch – aber das Original bleibt das Original.
Dann muss wohl besser ein Re-Read kommen.