Das Dilemma vom Meisterwerk Dune Part Two | Rezension

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Ist Dune unverfilmbar? Heute kommt Dune Part Two in die Kinos. Damit ist Dennis Villeneuves Verfilmung von Frank Herberts „Der Wüstenplanet“ abgeschlossen. Nachdem ich den Film gesehen habe glaube ich: Dennis Villeneuve hat das Gegenteil bewiesen. Technisch gibt es nichts auszusetzen. Die Wahl der Schauspieler*innen könnte nicht besser sein. Die Geschichte ist fesselnd, bildgewaltig, episch. Perfekt ist Dune Part Two trotzdem nicht. Aber von vorn.

So fängt es an

Dune Part Two setzt genau dort an, wo der erste Teil aufhörte: Das Haus Artreides wurde von der Allianz der Harkonnen mit dem Imperator vernichtet, Herzog Leto Artreides ist tot. Der junge Paul Artreides und seine Mutter Lady Jessica haben jedoch überlebt und treffen in der Wüste des Planeten Arrakis auf die Fremen. Diese bringen sie in ihre Heimat, den Sietch Tabr.

Neue Figuren

In Dune Part Two werden einige neue Figuren eingeführt: Besonders von den Bene Gesserit gibt es spannende neue Charaktere.

Die Bene Gesserit Lady Fenring, gespielt von Léa Seydoux, hat den Auftrag den Harkonnen-Erben Feyd Rautha zu verführen. Die Schauspielerin könnte man zum Beispiel aus den James Bond Filmen „Spectre“ und „No Time To Die“ kennen. Die Entscheidung, ihren Ehemann Graf Fenring aus dem Film zu streichen, hat der Story sehr geholfen.

Als Chronistin von Pauls Leben ist Princess Irulan eine zentrale Figur im Dune-Zyklus. Florence Pugh interpretiert die Figur als eine der wenigen Figuren mit Gewissen im Imperium. Sie kritisiert ihren Vater dafür, mit den Harkonnen zu paktieren. Als eine der ersten ahnt sie, dass Paul noch am Leben sein könnte.

Der Imperator selbst war die größte Enttäuschung: Im Buch ist er die Dekadenz in Person. Im Film ist er eher ein Steve Jobs im Nachthemd. Das ausdrucksstarke Spiel von Christopher Walken kompensiert das ein bisschen.

Chani (gespielt von Zendaya), die im ersten Teil noch eine ziemlich kleine Rolle hatte, wird zur zweiten Hauptfigur neben Paul. Und während Paul dem Publikum zunehmend fremd wird, ist sie diejenige, mit der man sich wirklich identifizieren kann. Sie bleibt ihren Prinzipien treu und verfällt nicht dem Kult um Paul.

Warum Stilgar die interessanteste Figur von Dune ist

Die interessanteste Figur ist Stilgar, einer der Anführer der Fremen. An ihm ist die Verwandlung zu sehen, die die meisten Fremen durchmachen: Zuerst ist es die Hoffnung, dass Paul der Messias der Fremen sein könnte. Und mit der Zeit schlägt diese Hoffnung in fanatischen Glauben um, als Stilgar nach und nach die Zeichen sieht, die Paul in seinen Augen zum Messias machen.

Darauf war ich am meisten gespannt: Ob es Dennis Villeneuve gelingt, das eigentliche Herz der Geschichte von Dune darzustellen. Ein Personen-Kult, Propaganda und Manipulation. Der vermeintliche Held Paul, der in Wirklichkeit dabei ist, die Menschheit an den Abgrund zu führen. In keinem Charakter wird dieses Motiv so deutlich wie in Stilgar.

Sound und Optik

Diesen Film sollte man auf der größtmöglichen Leinwand sehen: Bildgewaltig, brachial – teilweise auch in Schwarz-Weiß. Der Soundtrack von Hans Zimmer übertrifft den Soundtrack des ersten Teils nochmal in seiner Intensität.

Dune Part One war der Auftakt. Der Prolog. Ein Meisterwerk. Der zweite Teil ist die Fortsetzung, in der die Geschichte erst wirklich in Fahrt kommt. Das einzige Problem des Films: Der Protagonist.

Warum Paul das Problem von Dune Part Two ist

Denn nachdem er das „Water of Life“ trinkt, macht Paul eine große Veränderung durch. Die kommt im Film ziemlich kurz. Daher ist es irritierend, wie Paul sich anschließend verhält. Er nutzt seinen Personenkult aus. Er bricht seine Versprechen, die er Chani gegeben hat.

Als Paul das „Water of Life“ trinkt, erwacht in ihm das Bewusstsein all seiner Vorfahren. Zum Beispiel das seines Vaters und das seines Großvaters und Erzfeinds: Vladimir Harkonnen. Kein Wunder, dass ihn das verändert.

Außerdem kann er ab diesem Punkt immer besser die Zukunft vorhersehen. Statt schleierhafter Vorahnungen erhält Paul ein glasklares Bild der Zukunft. Oder zumindest der möglichen Zukünfte – je nachdem, welche Entscheidungen er trifft.

Diese Aspekte im Film darzustellen ist bestimmt schwierig. Dann wäre aber klar gewesen, warum sich Paul verhält wie der Erfinder der Wahrheit.

Paul der Protagonist, Paul der Sympathieträger wird in Dune Part Two zu Paul dem Imperator. Das ist das große Dilemma und der große Twist der Geschichte. Es ist ein Dilemma, weil der Geschichte ein echter Sympathieträger abhanden kommt. Paul wird nicht der Held, den man erwartet hat (aber er wird auch kein echter Schurke).

Dennis Villeneuve hat angekündigt, dass er auch das zweite Buch „Dune Messiah“ verfilmen möchte. Dann wird das Paul-Dilemma voll zum Tragen kommen. Kann Paul im dritten Teil noch ein glaubwürdiger Protagonist sein?

Ich glaube nicht. Spannend wird es trotzdem.

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