Markus Heitz ist in mein Bücherregal zurückgekehrt – mit einer ganz neuen Reihe. Den ersten Teil seiner Trilogie um „Die Meisterin“ habe ich bereits gelesen, die den unscheinbaren Titel „Der Beginn“ trägt. Und wie er schon im Vorwort ankündigt, widmet er sich einem ganz besonderen – und etwas makabrem – Thema: den Henkern des Mittelalters, auf deren Spuren er sich schon während seines Geschichtsstudiums bewegte. Diese Idee für einen Fantasyroman bewegte ihn schon lange und nun setzte Heitz sie um, zunächst als Hörspiel für Audible und nun auch in Buchform.
Im Fokus der Geschichte steht Geneve Cornelius, der jegliche Form von Gewalt zuwider ist. Den Kontakt zu ihrer Familie hat sie schon lange abgebrochen: denn sie gehört der unsterblichen Henkerdynastie der Cornelius an. Eine uralte Fehde zwischen ihrer Familie und der Dynastie der Bugattis, die bis ins Mittelalter zurückreicht, droht im hier und jetzt zu eskalieren. Als Geneves Bruder auf brutale Weise ermordet wird, gerät alles durcheinander. Und Geneve merkt sehr schnell, dass mehr dahintersteckt, als sie zunächst vermutet hätte.
Neben Geneve Cornelius spielt auch der junge Alessandro Bugatti eine große Rolle. Er arbeitet für das traditionsreiche Familienunternehmen seiner Dynastie als Bestatter – und sonst bei der Polizei des Vatikans. Die Rolle des Erzählers übernimmt Geneves Mutter, was sehr interessant ist. Sie nutzt jede Seite (oder besser gesagt: Markus Heitz nutzt jede Seite), um den Beruf und die Geschichte der Henker dem Leser näherzubringen. Und da gibt es mehr zu wissen, als ich gedacht hätte, und eher selten geht es dabei brutal zu. Jede Tätigkeit eines Henkers wird beleuchtet und auch der Weg, den der Beruf durch die Jahrhunderte nahm. Mit dem einzigen Haken, dass es in Heitz Geschichte tatsächlich Hexen und Vampire gibt.
Die Stellen, in denen Geneves Mutter „erzählt“, sind gut zwischen den Kapiteln verteilt (hilft sehr zum Bilden von Kliffhängern). Die eigentliche Handlung wird in der dritten Person erzählt, was mir sowieso besser gefällt.
Zu Anfang befürchtete ich, dass das Buch sehr gewalttätig ausarten könnte. Zum Glück wurden meine Befürchtungen nicht bestätigt – blutig war es nur selten und das nur zu Anfang, dafür stellenweise sogar witzig. Im ersten Kapitel lässt sich kaum beurteilen, ob es sich nun um Fantasy – oder um einen klassischen Thriller handelt, und diese Mischung behielt die Geschichte bis zum Schluss bei. Das hat mich natürlich stark an DOORS erinnert.
Zwischendurch verfolgte die Geschichte meiner Meinung nach zu viele unzusammenhängende Handlungsstränge: mal in Leipzig, mal in den USA, dann wieder in London. Einerseits ist die Geschichte so abwechslungsreicher – andererseits litt die Haupthandlung etwas darunter.
Insgesamt hat mir der erste Teil von „Die Meisterin“ gefallen. Meine Erwartung, dass es sehr brutal werden würde, haben sich nicht wirklich bestätigt – im Gegenteil, die Handlung wurde zum Ende hin sogar schön. Die Ausführungen von Geneves Mutter zur Geschichte der Henker waren sehr informativ, sofern es mir gelungen ist, Fiktion von wahrer Historie zu trennen. Gleichzeitig war das Buch so spannend, wie es einem Thriller gut tut. Mal sehen, was der im Herbst erscheinende Teil zwei so bringt: „Die Meisterin – Spiegel & Schatten“.