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Auf der Tonnenseite des Lebens | Rezension

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Seit der Corona-Pandemie ist Joel nicht mehr der Musterschüler von früher. Ihm fehlt die Struktur, der Online-Unterricht interessiert ihn kaum. Doch als die charismatische Influencer Merle in die WG im Dachgeschoss einzieht, ändert sich alles. Für ihren Blog fängt er mit dem Containern an – und fängt an, die Welt mit anderen Augen zu sehen.

Zuerst weiß Joel gar nicht, was Containern eigentlich ist. “Containern” heißt, noch essbare Lebensmittel aus den Mülleimern der Supermärkte zu “retten”. Unglaubliche Mengen an Essen landen in Deutschland täglich einfach im Müll, weil das Haltbarkeitsdatum abgelaufen ist. Das meiste davon wäre noch essbar – die Supermärkte dürfen es aber natürlich nicht mehr verkaufen.

Brisante Themen

Der Protagonist Joel gerät in diesen Konflikt hinein, der in Deutschland hochaktuell ist. Nicht nur Aktivisten und Supermarktbesitzer streiten sich darum, auch Menschen aus prekären Lebenslagen leben davon, täglich Lebensmittel aus Mülleimern zu “containern”. Laut vielen Supermarktbesitzern ist das Diebstahl – Joel bekommt aber schnell eine andere Sicht auf die Dinge. Sollte nicht eigentlich das Wegwerfen bestraft werden, wenn vielen Menschen etwas fehlt?

Gleichzeitig fordert die Influencerin Merle von Joel immer neues Videomaterial für ihren Blog. Es scheint ihr gar nicht um die Sache zu gehen, sondern mehr um eine neue Sensation für noch mehr Reichweite – aber wie wird das enden?

Vielfältige Darstellung

Mit Umsicht und großem Geschick thematisiert die Autorin Antje Leser in ihrem Jugendroman “Auf der Tonnenseite des Lebens” gleich zwei hochbrisante Themen. Auf der einen Seite steht Joels Verhältnis zu Merle, die ihn mehr und mehr für ihre eigenen Pläne ausnutzt – das Thema Nachhaltigkeit ist ihr dabei scheinbar vollkommen egal und es geht ihr nur um noch mehr Reichweite in den sozialen Netzwerken. Auf der anderen Seite stehen die Themen Food-Waste, Nachhaltigkeit und Armut. Ohne dabei einseitig zu sein, zeigt die Autorin verschiedene Perspektiven und eine Vielfalt von Schicksalen, die alle mit dem Containern zu tun haben.

Seit das Buch im Magellan-Verlag erschien, kündigte die Bundesregierung sogar eine Gesetzesreform an, die das Containern in Zukunft legal machen könnte. Das wäre eine mögliche Lösung – die auch der Roman als einzigen Ausweg aufzeigt. Fest steht: der Roman “Auf der Tonnenseite des Lebens” ist thematisch hochaktuell und ein gelungenes Jugendbuch – auch für Menschen, die sich eigentlich weniger für Nachhaltigkeit und Klimaschutz interessieren.

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