Eine Graphic Novel die ans Herz geht: die Geschichte von Prinz Sebastian, der nachts zur Mode-Ikone Lady Crystallia wird, und von seiner besten Freundin und Schneiderin Frances, die das Paris zu Beginn der Moderne mit ihren Designs gehörig durchrüttelt.
Die Eltern von Prinz Sebastian haben für ihn nur eines im Sinn: die Suche nach einer Braut, damit das Erbe der Familie gesichert ist. Nur seine beste Freundin Frances weiß von seinem Geheimnis. Denn sie entwirft die Kleider, in denen er nachts als Lady Crystallia die Modewelt von Paris erobert. Während alle dem Stil von Lady Crystallia nacheifern und sich Sebastians Traum erfüllt, wünscht sich Frances Anerkennung für ihre brillianten Werke.
Ob sie es schaffen, gemeinsam ihren Träumen nachzugehen?
Pastelliger Stil
Jen Wang lebt als Comic- und Graphic Novel-Zeichnerin in Los Angeles. Sie zeichnete weltweite Bestseller, darunter die Graphic Novel “In Real Life”, die sie gemeinsam mit Cory Doctorow schrieb. In ihrem Graphic Novel “Der Prinz und die Schneiderin” (erschienen im Carlsen Verlag) greift sie auf ihren charakteristischen pastelligen Ton zurück. Immer wieder durchbricht sie die strengen Linien der Panels und erweitert die Zeichnungen auf die gesamten Seiten.
Wer sich für die Details des Entstehungsprozesses einer solchen Graphic Novel interessiert, wird im Anhang fündig: hier ist Pinselstrich für Pinselstrich zu sehen, wie die Panels von “Der Prinz und die Schneiderin” entstanden sind.
Kaum präsent: Drag in der Literatur
Die Geschichte von Prinz Sebastian – seinem Alter Ego Lady Crystallio – und Frances ist wunderschön und streift die Konflikte, die Drag-Acts seit jeher bestreiten müssen. Das Schönste an der Geschichte ist jedoch, dass ihnen am Ende jene Anerkennung widerfährt, die sie verdienen – allen historischen Gegenbeispielen zum Trotz und obwohl es vielleicht nicht realistisch wäre.
Die Drag-Szene ist heute schon genug im Zentrum von Anfeindungen und Hass – Jen Wang zeigt das Leben und die Wünsche von Sebastian fast ohne solche Feindseligkeit und leistet damit einen wunderschönen Anteil dazu, ihr mehr Anerkennung entgegenzubringen.