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Rezension: Das Lied von Vogel und Schlange

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64 Jahre vor der „Tribute von Panem“, zur Zeit der 10. Hungerspiele, geht die Geschichte weiter. Keine Katniss Everdeen, kein Peeta und auch kein Gale sind geboren – doch der spätere Präsident und Tyrann Coriolanus Snow macht sich daran, als Mentor bei den Hungerspielen Ruhm und Ehre zu ernten. Er ist erst 18 Jahre alt, doch die Zukunft seiner einst mächtigen Familie liegt auf seinen Schultern. Er erhält ausgerechnet den weiblichen Tribut aus Distrikt 12 – eine Außenseiterin. Ein Kampf ums Überleben beginnt, von dem sie beide abhängen – und der sich nicht nur auf die Arena beschränkt.

Panem X, wie das Prequel auch genannt wird, erschien im Mai 2020. Eine Verfilmung ist bereits in Planung, was bei den vier anderen erfolgreichen Verfilmungen der Reihe nicht verwunderlich ist. Und als ich das Hörbuch zur neuen Dystopie von Suzanne Collins gehört habe, hat sie mich wieder gepackt. Uve Teschner hat die 16 Stunden Hörzeit (ich weiß gar nicht, wo die vielen Stunden geblieben sind) spannend gelesen. Er las die Charaktere einzigartig und es war gut zu unterscheiden, wer wann sprach.

Ich habe mir im Voraus die Frage gestellt, ob man sich mit Coriolanus Snow gut würde identifizieren können – schließlich ist er in der Hauptreihe der Antagonist. Doch der junge Snow ist ein komplexer Charakter, der zwar ehrgeizig, aber definitiv nicht „böse“ ist.

Der junge Snow

Als Protagonist kann man sich eindeutig mit ihm identifizieren, man kann sich in seine Lage hineindenken und ihn verstehen. In Gedanken kommentiert er das Geschehen – wie viele Protagonisten – doch manche seiner Gedanken machen dann doch stutzig: seine abfälligen Äußerungen über vermeintliche Freunde, über die Natur, über sein Umfeld. Psychoanalytisch muss er ein total spannender Charakter sein – als Leser wird man einfach nur in der Geschichte mitgerissen, auf eine Achterbahnfahrt der Fortschritte und Rückschläge. Das fängt schon im ersten Kapitel an – und bleibt so bis zum Schluss.

Es hat mich lange keine Geschichte mehr so gefesselt, wie Das Lied von Vogel und Schlange. Sie ist keine platte Liebesgeschichte mit dystopischem Szenario, in der am Ende alles gerettet wird, sie ist auch kein billiger Abklatsch der eigentlichen Reihe. Denn mit Coriolanus Snow kommen ganz neue Elemente in die Geschichte! Die Hungerspiele werden erstmals nicht von innen, sondern von außen gezeigt. Außerdem standen sie damals erst an ihrem Anfang und waren nicht zu vergleichen mit dem Spektakel, dass sie zu Zeiten der 74. Hungerspiele werden sollten. Die Strukturen der Geschichte waren dagegen ähnlich: die ausgeklügelten Netze der Propaganda und die Machtkämpfe im Kapitol, in deren Zentrum Snow gerät.

Zwischendurch bemerkt man als aufmerksamer Hörer immer wieder geschickt eingestreute Referenzen zu der Hauptreihe: mal sind es Nachnamen, dann sind es Orte und Lieder.

Fazit

Durch Coriolanus Snow als Protagonist kommt das Prequel auf das selbe Level wie die Hauptreihe. Das Lied von Vogel und Schlange ist auch für Neueinsteiger tauglich (gibt es überhaupt Menschen, die die Tribute von Panem nicht kennen?) und wirklich: ihr dürft mehr Überraschungen erwarten, als… ihr erwartet. Denn egal was man sich für Gedanken macht – und ich mache mir viele Gedanken – Suzanne Collins hat immer noch einen Trumpf in der Hand, mit dem sie die Leser aus der Fassung bringt. Und ohne irgendetwas zu verraten: das Ende ist sehr nach meinem Geschmack.

May the odds be ever in your favor.

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