Am 26. März 2024 kündigte ERAGON-Autor Christopher Paolini auf Instagram eine deutsche Deluxe-Ausgabe seines neusten Fantasy-Romans „Murtagh“ an. Die Rezension zum Buch gibt es auf Jaspers Buchblog.
Unter dem Post hagelte es teils Kritik von Fans an dem deutschen Verlag: „Thorn hätte es gefallen, wenn es von einem echten Künstler wäre und kein KI-Mist“, schrieb eine Person auf Englisch. Andere zeigten sich „enttäuscht“, dass das Cover KI-generiert sei.
Der Verlag widersprach der Kritik. „Wir möchten klarstellen, dass das Cover nicht KI-generiert ist“, schrieb der Penguin-Verlag, zu dem Heyne gehört, unter Paolinis Post. Im Oktober wird das Buch veröffentlicht.
Die Hinweise – Übereinstimmung mit „midjourney“ von 99 Prozent
Besonders der Drache auf dem Buchcover fiel den Fans ins Auge. Jaspers Buchblog sammelte einige Hinweise, die typisch für KI-generierte Bilder sind: Die Schuppen am Hals des Drachen folgen zum Beispiel keinem logischen Muster, aus unerfindlichen Gründen hat er „Haare“, die noch dazu im Kreis verlaufen.
Eine Zacke an der linken Seite hat eine ungewöhnliche Form, die eher an eine Axt erinnert. Und bei Betrachtung aus größter Nähe sieht man, dass die Schuppen nicht mit der typischen Schraffur eines Stifts ausgefüllt sind – sondern mit einem Delta-Muster. Ebenfalls typisch für KI.
Das KI-Erkennungstool hivemoderation.com lieferte eine Analyse, wonach das Bild mit 99,9 prozentiger Wahrscheinlichkeit KI generiert sei, mit hoher Wahrscheinlichkeit mit der KI „midjourney“. Konfrontiert mit den Vorwürfen stritt der Verlag gegenüber Jaspers Buchblog erneut die Vorwürfe ab.
Heyne: „Wir veröffentlichen keine KI-Cover“
„Im Einklang mit den KI-Guidelines in unserer Verlagsgruppe veröffentlichen wir keine Cover, die ganz oder teilweise von KI erzeugt sind“, sagte Daniela Neuper vom Heyne-Verlag Jaspers Buchblog. Der Drache auf dem Cover stamme von dem portugiesischen Künstler „Gaspar Costa“, die Grafik sei über Shutterstock gekauft worden.
„Wir stellen vertraglich mit Bildagenturen wie Shutterstock sicher, dass wir kein KI-Bildmaterial einkaufen. Dies hat uns Shutterstock auch im konkreten Fall bei „Murtagh“ zugesichert.“
Shutterstock sperrt den Künstler nach Anfrage von Jaspers Buchblog
Die Überzeugung des Verlags, es sei kein KI-generiertes Bild, stützte sich allem Anschein nach darauf, dass es auf Shutterstock nicht erlaubt ist, unmarkierte KI-Bilder zu verkaufen.
Tatsächlich war die Grafik im Mai noch auf Shutterstock zu finden. Auf eine Presseanfrage von Jaspers Buchblog reagierte Shutterstock nicht – kurze Zeit später verschwand die Grafik jedoch von der Plattform. Der Account des Künstlers „Gaspar Costa“ wurde anscheinend von der Plattform gesperrt. Nur eine Speicherung im „Internet Archive“ vom Mai zeigt noch, dass es die Grafik dort gegeben hat.
Hat Heyne also trotz zahlreicher frühzeitiger Hinweise von Fans ungewollt ein KI-generiertes Cover auf den Markt gebracht? Fest steht: Das ist erst der Anfang – der Fall zeigt, wie schwierig es jetzt schon ist, ein „echtes“ von einem KI-Bild zu unterscheiden. Und wie dringend es ist, sich darin zu üben, die Unterschiede trotzdem zu erkennen.