Die Ringe der Macht – Folge 1 und 2 [Kritik]

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**Enthält Spoiler**

Es scheint, als wäre alles beim Alten. Die Held*innen tragen als einzige keine Helme in der Schlacht (man muss sie ja auch erkennen können), Galadriel, Elrond und co. stiefeln über die Leinwand, selbst die Riesenadler hatten schon in den ersten Minuten ihren Auftritt (ich habe es euch doch gesagt).

Und doch ist bei diesem Serienevent alles anders. Denn die erste Staffel von Die Ringe der Macht hat Amazon Prime angeblich knapp eine halbe Milliarde Dollar gekostet. Allein für die Rechte blätterte der Konzern zusätzliche 250 Millionen Dollar hin – und gab bisher eine ganze Milliarde (auch für zukünftige Staffeln) aus. Denn es sollen 5 werden. Vertraglich.

Es steht also fest: es darf nichts schiefgehen. Und konnten die ersten beiden Episoden, die seit heute auf Amazon Prime zu sehen sind, diesen Erwartungen gerecht werden?

Morfydd Clark als Galadriel bei den Dreharbeiten - Copyright Amazon Studios

Die ersten Szenen

Die ersten Klänge haben mich (zumindest was die Musik angeht) definitiv überzeugt. Wie bei Peter Jacksons „Herr der Ringe“ führt uns Galadriel in die Story ein. Was das angeht, folgte man ganz der Tradition. Doch schon gleich die nächsten Szenen überraschten mich: Elbenkinder? Die ehrwürdigen Elben von Peter Jackson wirkten nicht so nahbar, nicht so… menschlich.

Doch einen Schritt zurück. Die Ringe der Macht erzählt die Geschichte von Saurons Aufstieg in Mittelerde und – womöglich – der Schmiedung der Ringe. Insgesamt sind es 22 Hauptcharaktere, allen voran Galadriel, die endlich eine nicht männliche Person an der Spitze der Erzählung ist.

Und nicht nur das. Wie in den Trailern schon zu sehen, wurde endlich dazu übergegangen, auch an nicht-weiße Personen Hauptrollen zu vergeben. Mittelerde modernisieren? Das wurde bei Peter Jackson versäumt. Denn die beiden starken Frauenrollen, die er zu vergeben hatte – die stammen noch aus Tolkiens Feder. Immerhin.

Dabei handelt es sich natürlich um Formalitäten, aber: das hat Die Ringe der Macht richtig gemacht!

Galadriel in "Die Ringe der Macht" - Copyright Amazon Studios

Als es richtig spannend wird…

So richtig spannend wird es erst in der zweiten Folge: nämlich dann, wenn Elrond nach Khazad-dûm geht und dort auf Durin und dessen Frau Disa stößt – die bisher mein Lieblingscharakter ist. In Khazad-dûm stimmte die Chemie, die unterirdische Stadt wirkte so magisch und fantastisch wie ich mir sie vorgestellt hatte. Und der Streit zwischen Durin und Elrond, mit Disa in der Mitte gibt der Folge eine wirkliche Tiefe. Auf emotionaler Ebene funktioniert das sehr gut – und thematisiert auch ein spannendes Problem: Durin ist enttäuscht, dass der unsterbliche Elrond ihn für viele Jahre nicht besucht hat. Für einen Elb sind 20 Jahre aber keine lange Zeitspanne. Wie sollen Freundschaften zwischen Elben und Zwergen (oder gar Menschen) da funktionieren?

Was dagegen an manchen Stellen etwas ermüdete, waren die Streits der Elben. Einerseits passt es zu dem, was im Silmarillion über die frühen Elben zu lesen ist. Doch man darf es auch nicht übertreiben. Ich merke eine kleine Tendenz der Serie, sich was das angeht ein wenig in die Länge zu ziehen – ob sich das in den nächsten Episoden noch verschlimmern wird?

Disa und Durin IV in "Die Ringe der Macht" - Copyright Amazon Studios

Als Gandalf vom Himmel fiel

Aber es gibt eine Sache, die darf nicht unerwähnt bleiben. Der mysteriöse Mann, der mit einem Meteor von Himmel fiel. Ist es Gandalf?

Natürlich bin ich nicht der erste, der diese Theorie in Betracht zieht. Und im ersten Moment, als der Bart und das Gesicht der Person im Bild auftauchten – da war ich mir sicher: das muss Gandalf sein.

Aber wäre das überhaupt logisch? Eigentlich dürfte Gandalf – der eigentlich Olórin heißt – nicht vor dem dritten Zeitalter auftauchen, ehe er als einer der fünf Istari (Zauberer) von den Valar nach Mittelerde gesandt wird. Da hat sich der Meteor-Express leider um ein paar Jahrtausende vertan. Ups.

Denkbar wäre aber zumindest, dass er trotzdem vor dem dritten Zeitalter von den Valar bereits nach Mittelerde gesandt wird – und eben im Laufe der Serie (oder im Anschluss daran) nach Valinor zurückkehrt. Das wäre durchaus eine Lösung, mit der ich mich zufrieden geben würde – und die der spärlichen Textvorlage nicht ganz widersprechen würde.

Nori – mein zweiter Lieblingscharakter – ist aber der zweite Hinweis. Denn die junge Harfoot ist die erste, die sich um den Meteor-Mann kümmert. Und Harfoots sind bekanntlich Vorfahren der Hobbits. Und ist Gandalf nicht ein Freund der Hobbits?

Auch die Ungeduld des Unbekannten, als er Nori eine Sternenkonstellation zeigen möchte, passt ganz zum aufbrausenden Grauen Zauberer.

Da schließt sich ein Kreis… ob es dennoch eine falsche Fährte ist? Ich glaube mittlerweile eher, dass es sich tatsächlich um Gandalf handelt.

Nori (rechts) in "Die Ringe der Macht" - Copyright Amazon Studios

Ein spannender Auftakt

Nicht nur darauf fehlen noch Antworten. Auch, wie es Galadriel ergehen wird, was denn nun mit Sauron ist und ob Celebrimbor seinen Turm bekommt…? Doch die ersten beiden Folgen sind ein spannender Auftakt, dem man das Budget durchaus ansieht. Vor allem sprechen aus ihm eine Liebe zu Mittelerde, Zugeständnisse an die belesenen Fans (die Masken der Zwerge) und der aufrichtige Versuch, moderner zu sein.

Ich bin beeindruckt und zufrieden. Ob das mit den nächsten 6 Folgen so bleiben wird? Das schreibe ich euch ab jetzt jeden Freitag in meiner wöchentlichen Review – schaut am Besten auf meiner Landingpage zur Serie vorbei. Wie haben euch die ersten Episoden gefallen? Und was sind eure Theorien zum Meteor-Mann? Ich freue mich auf eure Kommentare!

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