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Nawalny – Sachbuch

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Spätestens seit seiner Vergiftung 2020 ist der wichtigste russische Oppositionspolitiker weltweit bekannt. Mittlerweile hat man das Gesicht von Alexej Nawalny bereits gesehen, hörte von seiner Inhaftierung und Verurteilung in Russland, von seinem Hungerstreik im Gefängnis und seinem selbst im Arbeitslager nicht endenden Kampf für mehr Demokratie in Russland.

Aber wer ist dieser Nawalny eigentlich? Wie konnte ein Phänomen wie das von Nawalny in Russland entstehen? Was macht er eigentlich konkret, was hat er bisher bewegt? Und wie passt sein Kampf gegen Korruption, seine links-liberale Politik, sein Streben nach einem Russland nach europäischem Vorbild zu den rassistischen und rechts-nationalistischen Forderungen, für die er in der Vergangenheit eintrat?

Nawalny. Seine Ziele, seine Gegner, seine Zukunft

Die Politikwissenschaftler Jan Matti Dollbaum, Morvan Lallouet und Ben Noble verfassten ihr Sachbuch über Nawalny mit dem Ziel, genau diese Fragen zu klären.

Dazu versuchten sie, die komplexe Persönlichkeit Nawalnys und seine Aktivitäten in Russland in drei Kategorien zu unterteilen: Nawalny als Antikorruptionskämpfer, Nawalny als Politiker und Nawalny als Straßenaktivist. Auf knapp 250 Seiten (zuzüglich ausführlichem Quellenverzeichnis) brachten sie Nawalnys Aktivitäten auf den Punkt.

Selbst wenn man sich zuvor bereits eingehend mit Nawalny beschäftigt hat, ist das Sachbuch eine spannende Lektüre – die viele augenöffnenede Lektionen über russische Politik beinhaltet und zu einem besseren Verständnis des politischen Systems Russlands führt.

Komplexe Person, komplexe Darstellung?

Die drei Autoren stellen in „Nawalny“ spannende Thesen auf und unterlegen sie mit Fakten und schlüssigen Argumentationen. Sie zeigen ausführlich, dass Russland keine auf Unterdrückung und Angst basierende Diktatur ist, sondern sich das System allein auf die Popularität Putins stützt – und wie Nawalny systematisch daran arbeitet, dieses System zu schwächen.

Weitere aktuelle Bücher zum Thema:
- Alexei Nawalny: Schweigt Nicht!
- Kira Jarmysch: DAFUQ

Doch der Aufbau des Sachbuchs erinnerte mit seinen sehr kurzen Zwischenkapiteln eher an ausgedruckte FAQs als einen Fließtext. Auch die Aufteilung in drei große Themenbereiche führte nur bedingt zu einer besseren Übersichtlichkeit.

Vielleicht ist es aber auch nicht möglich, Nawalnys verschiedene Aktivitäten in der Politik, als Antikorruptionskämpfer, seine russlandweite Bewegung und die Massenproteste besser zusammenzubringen. Noch dazu änderte er so schnell seine Strategie, wie der Kreml auf Nawalnys Aktivitäten reagierte – und das unzählige Male.

Nawalny bleibt auch nach der Lektüre zweifellos ein in sich komplexer und teils widersprüchlich handelnder Kämpfer. Doch das Sachbuch „Nawalny. Seine Ziele, seine Gegner, seine Zukunft“ hält was es verspricht: es gibt einen Überblick über das, was geschah – und wagt einen Vorausblick auf das, was mit oder ohne Nawalny, doch auch aufgrund seiner Bemühungen, in Zukunft noch geschehen könnte.

Kurzgesagt: wer sich für russische Politik interessiert, dem möchte ich dieses Sachbuch dringend empfehlen.

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