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Die drei ??? und der Jadekönig ist schlecht! [mit Spoiler]

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Falls noch Zweifel daran bestanden, dass ich reißerische Überschriften draufhabe, dann sollte spätestens dieser Artikel damit aufräumen. Doch nachdem ich den neusten Hörspielfall der drei ??? gehört habe, gibt es einige Aspekte, die ich nicht unerwähnt lassen möchte.

Enttäuschender Anfang

Im neuen Fall der erfolgreichsten deutschsprachigen Hörspielreihe machen sich die drei ??? auf die Suche nach dem „Jadekönig“, einer der wertvollsten Briefmarken der Welt, die scheinbar gestohlen wurde, aber eigentlich auch gar nicht existieren dürfte. Die Buchvorlage schrieb der erfahrene drei ???-Autor André Marx, aus dessen Feder u.a. auch die Vorlagen der Jubiläumsfolgen „Toteninsel“ und „Feuermond“ stammen. Die Geschichte beginnt damit, dass Peter durch einen Trick in einen Einbruch ins Haus des Schriftstellers Gavin Sterling involviert wird.

INFOS:
Fall 211: Die drei ??? und der Jadekönig erschien am 16.7.2021 und ist eine Produktion von EUROPA-Hörspiele. In den Hauptrollen sind wie immer Oliver Rohrbeck, Jens Wawrczeck und (mein persönlicher Lieblingssprecher) Andreas Fröhlich zu hören. Die Rolle des Erzählers übernimmt, wie bereits etliche Male, Axel Milberg. In einer Nebenrolle ist sogar Oliver Kalkofe zu hören.

Schon der Anfang war enttäuschend. Das Hörspiel tauchte zwar nach in medias res-Manier direkt in die Geschichte ein, machte dann jedoch den spektakulär unspannenden Versuch, ab ovo alles bisher geschehene nachzuerzählen. Dass Gavin Sterling die drei ??? dann – nachdem er sich ihre Geschichte angehört hatte – straflos nachhause ziehen ließ, machte unsere drei Spürnasen natürlich sofort misstrauisch.

Dass diese Sache so vorhersehbar wie billig war, darüber allein hätte ich hinwegsehen können. Vorhersehbar war sie, weil nach drei ???-Manier derjenige, der ihre Dienste ablehnt erstaunlich oft Dreck am Stecken hat. Billig war sie, weil sich die drei Detektive ja hätten freuen sollen, dass der Autor ihre Geschichte glaubte!

Über einen vermurksten Anfang allein hätte ich noch hinwegsehen können – ich weiß, dass es nicht leicht ist, ein Buch in ein 70-Minuten-Hörspiel umzuwandeln.

Folge 211, aber das Gleiche wie gestern

Was mich aber stört, ist die Tatsache, dass diese Folge förmlich aus nichts als den klassischen Elementen zu bestehen scheint. Die drei Detektive unter Verdacht, aber in Wirklichkeit doch unschuldig? Klassisch. Der MacGuffin im Finale vermeintlich zerstört, am Ende dann aber doch noch vor der Zerstörung bewahrt? Das hören wir in jeder zweiten Folge. Eine der guten, meist tragischen Persönlichkeiten kommt am Ende ziemlich reich aus der Sache wieder raus? Hören wir in jeder Folge.

Leute, wenn nicht bald Schluss sein soll, dann muss die Reihe etwas wagen! Dann muss experimentiert werden, müssen die alten Geschichtselemente über Bord geschmissen und die Hörenden überrascht werden!

Welchen Beitrag leistet dieser Fall?

Zweifellos ist das in einigen der vorangegangenen Fälle auch gelungen. Fall 211 wirkt aber wie eine lustlose Ansammlung der üblichen Elemente gepaart mit irgendwas mit Briefmarken (Sammlerobjekte: klassisch). Eine einzige Sache gibt es aber, die auf keinen Fall unerwähnt bleiben darf: endlich wurde in diesem Fall mal eine queere Beziehung repräsentiert – und zwar auf eine positive und differenzierte Art und Weise, die ich wirklich loben kann. Das ist schon eher in die Richtung „etwas Neues wagen“, sollte aber eine Selbstverständlichkeit sein. Meine Kritik richtet sich an den Kern des Falls selbst, der einfach zu austauschbar ist.

Abgesehen davon hat dieser Fall nämlich schlicht keine andere Daseinsberechtigung, als die Zeit bis zum nächsten zu füllen. Und das finde ich traurig.

Denn technisch ist an dem Hörspiel nichts auszusetzen, auch die Sprecher waren gut besetzt und hatten einen durchweg natürlichen Klang. Die drei ??? sind für viele Hörende unersetzlich, auch ich habe die vergangenen mehr als 200 Fälle mit Freuden gehört, die Hörspiel-Adaption hat die letzten 40 Jahre nicht ohne Grund überstanden.

Die Erkenntnis ist: Fälle wie „Die drei ??? und der Jadekönig“ tragen nicht dazu bei, dass die drei Detektive in unseren Wohnzimmern noch mehr Rätsel lösen dürfen.

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