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Der erste letzte Tag – Rezension

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Sebastian Fitzek beweist seit 2006, dass er Psychothriller schreiben kann wie kaum ein anderer. Als Deutschlands Bestsellerautor Nr. 1 bezeichnet ihn der Knaur-Verlag – und in der Tat sorgte sein neuster Thriller „Der Heimweg“ auch bei mir für ordentlich Spannung. Direkt nach seinem düstersten Thriller tat er nun etwas, was für bekannte Autor*innen immer mit einem kleinen Risiko behaftet ist: er wagte sich an ein neues Genre und schrieb einen skurrilen Roadtrip-Roman. Heraus kam: Der erste letzte Tag.

Was, wenn du einen Tag so verbringen würdest, als wäre es dein letzter? Das ist die Frage, die Lea dem Deutschlehrer Livius Reimer stellt. Die beiden sind gemeinsam in Folge eines Schneetreibens am Flughafen München gestrandet, dann mussten sie sich den letzten verbliebenen Mietwagen teilen – dabei könnten sie unterschiedlicher nicht sein: Lea von Armin, die für Livius Geschmack zu unkonventionell und zu laut daherkommt – ihm fällt sofort ein ganzer Haufen Vorurteile ein, die auf Lea passen könnten. Livius entspricht dagegen auf den ersten Blick dem kompletten Gegenteil: verbohrt und sich gegen jede Veränderung wehrend, ist er eigentlich gerade auf dem Weg nach Berlin, um seine Ehe zu retten. Livius ahnt nicht, worauf er sich bei diesem Trip eingelassen hat.

Die zwei Hauptcharaktere

Nachdem ich die ersten Seiten angelesen hatte, war für mich klar, dass ich dieses Buch würde lesen wollen. So viele Dinge sind schon im ersten Kapitel zu finden, die sich konsequent durch das gesamte Buch ziehen: ein fesselnder, ironischer Erzählstil, plastische Schilderungen – und Fitzeks Versuch, uns humorvoll einen Blick auf das normale Leben zu geben, dass uns vielleicht irgendwann wieder bevorsteht.

Livius Reimer ist dabei als Protagonist jedoch schwierig. Da Fitzek den Roman in der Ich-Perspektive schrieb, ist der Text immer ganz nah am Protagonisten dran: Livius Reimers Gedanken liegen offen, seine Gefühle und Reaktionen sind dicht und prägnant erzählt. Dennoch wirken Lea und Livius beide über das gesamte Buch wie zwei Buchseiten, auf denen nicht mehr als drei Zeilen stehen: sie waren und blieben fast den gesamten Roman über Abstrakt. Es fehlte ein gewisses etwas – vielleicht eine deutlichere Wandlung von Livius Charakter? Möglich. Die Anlage der beiden Charaktere war zwar gut, doch was Fitzek daraus machte, war in Livius Fall nicht ausreichend.

Ein Thriller in witzig?

Der dichte, stark auf das Geschehen bezogene Erzählstil, der Sebastian Fitzeks Thriller so spannend macht, ist auch in „Der erste letzte Tag“ sehr ausgeprägt zu finden und macht ihn ebenfalls zu einer spannenden Lektüre, obwohl Fitzek ganz ohne Axtmörder und Psychoelemente auskommt. Dieser Erzählstil half ihm auch, unzählige urkomische Momente ganz real werden zu lassen – kurios ist für den Roman eine wirklich treffende Beschreibung. Immer wieder kamen auch richtig herzliche und witzige Momente hinzu, ganz so, wie man es von Sebastian Fitzeks legendären Nachworten gewohnt ist.

Ganz ohne seine Thriller-Elemente kam Fitzek dann aber doch nicht aus: ganz wie in seinen Thrillern war auch in diesem Roman am Ende manches nicht so, wie es am Anfang schien – wenn auch auf einer ganz anderen Ebene als bei seinen Thrillern – und das war es auch, was den Roman für mich noch einmal auf ein höheres Level beförderte und mich dazu bewegte, meine Meinung zum Buch nachträglich zu korrigieren:

Mag „Der erste letzte Tag“ auch seine Schwachstellen haben, so ist er doch mit Witz geschrieben und hatte mehr Ebenen, als es zunächst erschien. Der Roman ist nicht ohne Grund auf Platz 1 der Spiegel-Bestsellerliste zu finden. Fest steht: Sebastian Fitzek kann nicht nur spannend – humorvoll kann er auch.


Weitere Stimmen zum Buch: readbooksandfallinlove.com, zwischen-den-zeilen.com.

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