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Die Stunde der Wut – Rezension

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Melia Adan ist Kriminalrätin und ehemalige Verfassungsschutzbeamtin. Bei dem Versuch, ein rechtsextremes Netzwerk aufzudecken, verschwand ihre Kollegin Solveig – Monate später setzt Melia noch immer alles daran, sie zu finden. Sie vermutet ihre Leiche im Fundament eines Neubaus, der vom milliardenschweren Immobilienhai Hartmut Osterkampf finanziert wurde. Doch es fehlen Beweise – und die Spur kühlt ab.

Zeitgleich muss ihr Mitarbeiter, Hauptkommissar Vincent Veih, den Mord an der Tochter eines Psychiaters aufklären. Zunächst wirkt der Fall wie eine Beziehungstat, doch bald werden die Verstrickungen in Politik, Terror und Korruption immer offensichtlicher.

Bezug zur Realität

Die Stunde der Wut (der Nachfolger von „Im Namen der Lüge“) von Horst Eckert vereint typische Merkmale gleich mehrerer Genres in sich: einerseits sind da die Ermittler Melia und ihr Kollege Vincent, die in alter Whodunit-Krimi-Manier ihre Fälle lösen – inklusive Zeugenbefragungen und detaillierter Nachforschungen. Dann ist da der Thriller-Aspekt, der sogar – wie der Titel schon vermuten lässt – in den Bereich der Politthriller vordringt.

Besonders ging Horst Eckert auf rechtsextreme Verstrickungen des Verfassungsschutzes ein und nutzte damit die Realität als Vorlage. Auch auf andere aktuelle Ereignisse wie den Terroranschlag von Hanau nahm er Bezug, legte ansonsten jedoch Wert darauf, eine eigene Geschichte zu erzählen, statt der Realität etwas anzudichten. Manchmal schimmerten trotzdem echte Personen durch, von denen sich Horst Eckert inspirieren ließ – zum Beispiel bei der fiktionalen CDU-Politikerin „Ute Frings-Fassbinder“.

Nichts wirklich, zu viel ein bisschen

Ein Nebencharakter, dem Eckert viel Platz einräumte, war ein rechtsextremistischer Ex-Soldat, der eher zur Kategorie Mitläufer mit traurigem Schicksal gezählt werden kann. Besonders interessant war seine Beziehung zu der Mutter eines gefallenen Kameraden, die für ihn einen Familienersatz darstellte. Hier konstruierte Eckert einen interessanten Nebenstrang, der den Ex-Soldat in eine wirklich gut und überzeugend gelegte Ecke manövrierte, die ihn zwang, sich zu verändern.

Abgesehen davon, waren die Charakterentwicklungen jedoch enttäuschend klein, bis nicht vorhanden. Auch auf das Thema des Rechtsextremismus – das ohne Frage kompliziert ist – wurde nur oberflächlich eingegangen: Extremismus war in „Die Stunde der Wut“ ein Werkzeug und wurde nicht tiefergehend behandelt – das fand ich enttäuschend, hatte ich dahingehend doch etwas Anderes erwartet.

Stabile Ermittlungsarbeit

Die Arbeit der beiden Ermittler wurde dagegen interessant dargelegt und hatte immer wieder interessante, manchmal auch witzige und schöne Stellen, was neben der „Wut“ auch gut getan hat. Das Zwischenmenschliche wurde immer besser und immer interessanter, sodass ich jetzt sagen kann: ja, zwischenmenschlich ist Horst Eckert Einiges gelungen, ohne, dass die Beziehungen der Charaktere zu sehr in den Vordergrund gerückt wurden. Einen richtiggehenden Sog entwickelte die Geschichte allerdings erst auf den letzten hundert Seiten, nachdem ich davor lange brauchte, um wirklich gut in die Geschichte einzutauchen, ganz besonders die Details der einzelnen Fälle.

Insgesamt bot „Die Stunde der Wut“ also nicht das, was ich erwartet hatte, da es auf die eigentliche Problematik kaum thematisierte – der Spagat von Politik zu Krimi funktionierte nicht. Als Krimi hatte der Thriller jedoch einen funktionierenden Plot, sogar mit der einen oder anderen überraschenden Wendung am Schluss. Das, was mich zuletzt am Meisten überzeugte, war jedoch nicht die „Wut“, sondern die Beziehungen der Charaktere; das Zwischenmenschliche.

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