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Kurzkrimi: Der Schreck am Fenster – Ende

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Nun sind wir doch tatsächlich schon fast beim Ende angekommen. Den Anfang der Geschichte findet ihr hier. In Teil 4 erhielt unsere Geschichte eine Wendung, die fast noch seltsamer als ihr Beginn war. Doch wie wird wohl das Ende sein? Das werden wir gleich wissen.

Der Scotland Yard Inspector beeilte sich, Percy und mir zu folgen und murrte, während er die Treppe in den ersten Stock hochstieg:

„Was hat denn Percy wieder so aufgescheucht. Wenn ich die Taten dieses Mannes nur einmal deuten könnte!“

Ich schmunzelte, als wir oben ankamen. Zimmer 56 war nicht weit und vor der Tür war ein Sergeant postiert, der hilfsbereit die Tür öffnete, als er den Inspector angehechelt kommen sah. Als sie aufschwang, gab sie den Blick auf eine Suite frei. Die Garderobe war leer und als wir uns hinter Percy in das nächste Zimmer drängten, sahen wir, dass auch das Bett frisch gemacht war. Der Raum war leer, einmal abgesehen von einigen Utensilien und Tüten der Polizei, die auf einer Kommode lagen.

„Aber…“, rief Percy, „Was ist das denn? Ich dachte Lady Whitewood hat hier gewohnt?“

„Das hat sie auch in der Tat.“, entgegnete der Inspector. „Aber wir haben ihr erlaubt, in eines der anderen Hotelzimmer umzuziehen. Ihre Garderobe und ihr Zimmermädchen hat sie selbstverständlich mitgenommen.“

Percy fasste sich an den Kopf.

„Aber wie soll ich dann herausfinden, von wem der Smaragd gestohlen wurde? Ich habe damit gerechnet, einen unberührten Tatort vorzufinden, und dann das! Es hilft alles nichts. Inspector, geben Sie Fitz den genauen Tatvorgang mit allen bekannten Details.“

Ich zückte meinen Notizblock und fing an die Notizen zu machen, die sich Percy später durchlesen würde. Währenddessen nahm sich Percy die Lupe aus dem Ausrüstungskoffer und fing an, krabbelnd und kletternd das Zimmer zu untersuchen.

„Und denken Sie daran:“, rief er vorher, „Die Zeit drängt!“

Ich sah den Inspector erwartungsvoll an. Schließlich fasste er sich und begann seinen Bericht, während er von Neuem nervös in seinen Westentaschen fingerte.

„Es wurde niemand gesehen, wir haben alle Hotelbewohner befragt. Dafür war es auch zu spät am Tag: Lady Whitewood war spätabends unterwegs und in der Zeit wurde aus ihrem Zimmer der Smaragd gestohlen. Als sie um sieben Uhr abends das Zimmer verließ, war der Smaragd noch da. Als sie um 12 Uhr nachts wiederkam, war der Smaragd verschwunden, samt Kästchen. Es wurde ganz simpel die Tür aufgebrochen und das Kästchen mit dem Smaragd entfernt, das auf dem Nachttisch lag. Die Rezeption war ab 10 Uhr nicht mehr besetzt, deswegen vermuten wir, dass der Diebstahl nach 10 Uhr stattgefunden haben muss. Gefunden wurde später nur das hier, was jetzt hier auf der Kommode liegt…“

Percy sprang auf und eilte zur Kommode, der Inspector und ich drängten uns um ihn herum. Es handelte sich um ein paar schwarze Krümel, deutlich fester als Erde, die auf einer Papiertüte lagen.

„Wir haben die Krümel vom Boden aufgesammelt. Allem Anschein handelt es sich um…“

„…Teer!“, kam ihm Percy zuvor. „Das könnte uns weiterhelfen. Und ich weiß auch schon wie!“

„Wie denn das?“, fragte ich verwundert.

„Wir müssen runter zur Rezeption.“, wies uns Percy an, statt einer Antwort. „Es muss in diesem Hotel doch einen Plan der in den Victoria Docks abfahrenden Schiffe geben!“

„Davon gehe ich aus, aber wie soll uns das weiterhelfen?“, fragte Inspector Wallace, „Haben Sie etwa schon eine Spur?“

Während Percy schon wieder aus dem Zimmer verschwand, rief er dem Inspector noch zu:

„Nicht nur eine! Ich habe schon ein paar Theorien – aber nicht alle gefallen mir.“

Der Inspector und ich sahen uns eine Weile an. Dann seufzte er.

„Blair bleibt auch immer der alte Geheimniskrämer. Er hatte die Lösung sicher schon, als wir den Raum gerade betreten haben. Aber er kann es einfach nicht lassen, uns auf die Folter zu spannen. Ich weiß nicht, wie Sie das immer aushalten können, Mr. Farnham.“

„Das kann ich Ihnen auch nicht erklären Inspector. Aber da ich sowieso stets nur hier bin, um über jede Kleinigkeit Buch zu führen und unseren Mandanten später die Rechnung zukommen zu lassen, habe ich nur selten Zeit, mir über so etwas Gedanken zu machen.“

Der Inspector schmunzelte. Er wusste sicherlich, dass das vollkommen übertrieben war: denn natürlich tat ich nichts anderes, als mir über den Fall Gedanken zu machen, um endlich einmal schneller als Percy auf die Lösung zu kommen. Einmal habe ich das auch geschafft, aber das war ein anderer Fall und darum geht es jetzt gar nicht. Gerade als der Inspector und ich in unseren Gedanken versanken, platzte Percy wieder ins Zimmer.

„Inspector,“, sagte er, „wir haben noch eine halbe Stunde zum Reden, ehe Sie zu den Docks aufbrechen müssen, um den Verbrecher zu verhaften. Ich werde Sie also nicht weiter auf die Folter spannen und erzählen, wem wir diesen ganzen Schlamassel zu verdanken haben. Es ist ein Mann und sein Name lautet Smith Baker. Ich kann Ihnen das nur sagen, weil ich selbst bereits mit ihm zu tun hatte – damals ist es mir nicht gelungen, ihm seine Taten zu beweisen, doch diesmal kommt er hoffentlich nicht davon.

Er ist ein Kleinganove und manchmal auch Taschenspieler, der selten bei einer größeren Sache mitmacht. Er ist äußerst intelligent und ihm ist ein Plan wie dieser hier zuzutrauen. Ich habe zwar noch keine Beweise, aber es gibt starke Indizien die für ihn als Täter sprechen, aber die Details erkläre ich Ihnen später. Wichtig ist nur, dass er in diesem Hotel bis übermorgen ein Zimmer gebucht hat. Das ist der Polizei sicherlich nicht aufgefallen, als sie die Gästebücher durchgesehen hat, denn Sie haben nicht nach einem bestimmten Namen gesucht, aber ich schon.

Darum habe ich das Gästebuch nach seinem Namen durchsucht und bin fündig geworden. Als nächstes habe ich mir Gedanken gemacht, wie sich Baker in Sicherheit bringen will: und ich habe eine simple Theorie. Ich nehme nämlich an, dass er das nächstmögliche Schiff auf das europäische Festland nehmen wird, denn bis dahin reicht der Arm der britischen Krone nicht. Damit wäre er entkommen.

Unten in der Rezeption liegt tatsächlich eine Liste mit allen Schiffen, die an den Docks halten. Dadurch kann ich Ihnen mit einiger Gewissheit sagen, welchen Dampfer Smith Baker nehmen wird. Und das auch keine Minute zu früh: er nimmt den Dampfer in zwei Stunden, der nach Frankreich auf das europäische Festland fährt. Es ist der einzige Passagierdampfer dahin in den letzten drei Tagen, deswegen besteht auch noch Hoffnung, dass Baker noch nicht entkommen ist. Und siehe da, Baker mag saubere Arbeit geleistet haben, doch er hat einen Fehler gemacht.“

„Und welcher wäre das?“, fragte der Inspector.

„Er hat mich falsch eingeschätzt. Er befürchtete, dass Fitz und ich den Fall um den gestohlenen Smaragd übernehmen würden – in Wirklichkeit kam er uns zunächst zu trivial vor. Als er jedoch Mrs. Kennton für sein kleines Ablenkungsmanöver engagierte, machte er uns überhaupt erst auf den Fall aufmerksam! Er war so übervorsichtig, dass er sich am Ende doch verraten hat!“

Dieser Gedanke schien Percy zu gefallen und während er dem Inspector eine Personenbeschreibung gab, amüsierte er sich köstlich. Der Inspector wies einige Sergeants an, Mrs. Kenntons Haus aufzusuchen und sie festzunehmen, da man ihr nun die Beihilfe zu einem Verbrechen nachweisen konnte – und sie gleichzeitig als wichtige Zeugin gegen Smith Baker gebrauchen konnte. Inspector Wallace selbst schwang sich in eine Polizeidroschke, um zu den Docks zu fahren und Baker festzunehmen. Nur Percy und ich blieben zurück, und ein Sergeant, der den Tatort bewachte.

„So, Fitz.“, sagte Percy, „Wir müssen uns noch zu unserer Klientin begeben.“

„Wer ist denn unsere Klientin?“, fragte ich überrascht.

„Na Mrs. Whitewood natürlich! Die Besitzerin des Smaragds.“, lachte er, „Und sie schuldet uns noch 500 Pfund.“


Und damit endet die Geschichte. Ich freue mich auf eure Rückmeldung – ab nächster Woche geht es wieder gewohnt mit einer neuen Rezension weiter (ich kann schon verraten: es wird ein Fantasy-Roman einer Reihe, die schon öfter Thema auf meinem Blog war).

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