Rezension: Totenfang

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Totenfang war das erste Buch von Simon Beckett, das ich gelesen habe. Es handelt sich um den fünften Band seiner bekannten Buchreihe um den forensischen Anthropologen David Hunter. Man kann es jedoch auch einzeln lesen, die Handlung ist nicht durchgängig.

Hunter ist froh, als der Hilferuf eines Detectiv Inspector ihn aus dem langweiligen London in ein hässliches Küstenstädtchen führt. Dort lernt er die attraktive Rachel, den netten Ditectiv Inspector Lundy und die Einzelheiten des Falls kennen: Eine Wasserleiche wurde gesichtet und er soll als Berater bei der Bergung zugegen sein. Die Vermutung liegt nahe, dass es sich bei der Leiche um den Sohn eines einflussreichen Unternehmers handelt. Der Sohn verschwand vor einigen Monaten und steht im Verdacht, eine Affäre mit einer verheirateten Frau gehabt – und diese umgebracht zu haben. Als jedoch am nächsten Tag ein einzelner Fuß im Wasser schwimmt, scheinen alle Theorien wortwörtlich ins Wasser zu fallen…

Dieser Thriller ist ohne Frage spannend. Das sieht man nicht zuletzt daran, dass ich ihn trotz seiner 554 Seiten an zwei Tagen durchgelesen habe. Auch die „Ich“-Form ist gut gelungen, besser als bei so manch anderem Autor. Doch der Roman birgt einige autorische Schwächen: textliche, dramaturgische und auch Schwächen in der Handlung selbst. So benutzt Simon Beckett am Anfang jedes Kapitels den selben Trick: er reißt kurz eine spätere Handlung an (zum Beispiel wie er aufwachte), doch erzählt dann zunächst die vorherige (zum Beispiel was er am Abend zuvor noch erledigt hat). Wahrscheinlich tut Beckett das, um Spannung aufzubauen – stattdesssen wiederholt er den Trick so oft, dass er ausgelutscht ist und ihn jeder noch so unaufmerksame Leser durchschaut.

Bei der Hauptperson, Hunter, handelt es sich um einen forensischen Anthropologen. Solch ein Experte „für alles was tot ist“ sieht natürlich viele abstoßende Dinge. Simon Beckett macht auch hier nur einen halbherzigen versuch, das zu umgehen. Immer wieder verfällt er dann in billige Blutrünstigkeit, die eindeutig ungewollt ist – und über die ich mich bloß totlachen kann. Wäre das nicht passiert, hätte Beckett sicher seinen Platz als guter Thrillerautor in meiner Bibliothek verdient.

Denn er beschreibt einwandfrei die zwischenmenschlichen Beziehungen: einerseits die immer größere Kumpelhaftigkeit und Freundschaft mit Lundy, sowie Lundys eigenes Leben als Privatmensch und stolzer Großvater. Andererseits die vorsichtige, romantische Beziehung zwischen Hunter und Rachel…

Dabei verfällt er ausnahmsweise nicht ins Klischeehafte, in den Kitsch, sondern ihm gelingt eine interessante Annäherung und Liebesbeziehung, die ihres zum Thriller beiträgt. Das und der sympathische Lundy sind Faktoren, die ich Beckett trotz allem hoch anrechnen kann.

Bei meinem Buchhändler: Totenfang

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