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Rezension: Nero Wolfe – Es klingelte an der Tür von Rex Stout

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Archie Goodwin ist mehr als der Handlanger seines Chefs. Sein Chef, der bekannte Detektiv Nero Wolfe aus New York ist auf ihn angewiesen, auf seine akribische und perfekte Arbeit. Denn obwohl Wolfe ein berühmter Detektiv ist, würde er für keinen seiner Klienten ohne triftigen Grund das Haus verlassen.

Es ist ein kalter Wintermonat, als sich über ein Telegramm die exzentrische, reiche und verwitwete Mrs. Bruner ankündigt. Ihr Fall scheint unlösbar: da sie in einem Wutanfall zehntausend Exemplare eines Enthüllungsbuchs über den FBI an große Persönlichkeiten der Politik und Wirtschaft verschickte, ist ihr und ihren Mitarbeitern der FBI rund um die Uhr auf den Fersen. Nun bittet sie Wolfe den FBI daran zu hindern – was nach Wolfes Meinung nicht einfach nur unlösbar klingt.

Doch ein Scheck über einhunderttausend Dollar macht ihm die Entscheidung leichter, denn so könnte er sich für den Rest des gerade begonnenen Jahres ganz dem Lesen und der Orchideenzucht hingeben. Und auch Archie Goodwin ist schließlich überzeugt, als „ein Scheck auf seinen Namen“ angekündigt wird. Doch wie sollen sie diese unlösbare Aufgabe lösen?

Rex Stout hat einen interessanten Schreibstil, etwas verschlungen und altmodisch, passt er perfekt zu der Stimmung der Romane. Man kann allerdings nicht sagen, dass dieser Schreibstil antrainiert ist – er ist echt! Denn Rex Stout ist der Krimiautor der sechziger Jahre und es wundert mich, dass er nicht bis heute seinen Platz zwischen allen Marpels und Holmes hat. Doch die Neuauflage mit korrigierter Übersetzung überzeugt schon allein durch das Aussehen, dass die Bücher von anderen optisch und manuell unterscheidet (damit meine ich die raue Tapetenbeschichtung und den weichen Buchdeckel, eine Wohltat für die Hände, die von anderen Büchern meist zwischen Daumen und Zeigefinger eine raue Stelle vom Buchrücken erhalten).

Auch der Fall selbst überzeugt, mit überraschenden Wendungen, mit undurchschaubaren Charakteren und obwohl alle Informationen geliefert werden, bestimmt der Autor selbst, wann er den Leser einweiht – manchmal errät man ja sonst bereits selbst die Lösung.

Auch die Charaktere sind klar ausgemalt: versnobbt, selbstverliebt und mit eindeutigen Temperamenten. So ist auch Nero Wolfe sehr exzentrisch – und sehr faul, weswegen er, wie gesagt, so gut wie nie das Haus verlässt. Sein Kollege Goodwin, aus dessen Sicht die Geschichte erzählt wird ist jung, charmant, ein Frauenheld – und vielleicht aus genau dem Grund Wolfes Angestellter.

Rex Stout (*1886, +1975) war lange Zeit Geschäftsmann, bevor er hauptberuflich Schriftsteller wurde. Er lebte in den USA, kam jedoch viel in der Welt herum. Von seinem Hauptwerk, den Nero Wolfe-Romanen, veröffentlichte er 33 Romane, von denen einige nun beim Klett-Cotta Verlag neu aufgelegt werden.

Was ich im Buch nur bemerkt habe, weil ich darüber gelesen hatte war, dass Rex Stout sehr viel Politik in seinen Büchern eingeflochten hat. Er war ein großer Kämpfer für Menschenrechte und war über Radiosendungen, Zeitungsartikel und alle ihm verfügbaren Kanäle bekannt für seinen Kampf gegen das Nazi-Deutschland.

Im Schluss kann ich sagen, dass Rex Stout eindeutig einen Platz in jedem Bücherregal verdient hat. Wer ihn also noch nicht kennt, sollte dringend einen Buchladen aufsuchen…


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