Rezension: Nationales Sicherheits-Amt

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Am 28.9.2018 kommt das neue Buch von Andreas Eschbach heraus. Ich hatte das Glück, es bereits im Voraus lesen zu können…

Weimar in den Dreißigern, Hitler übernimmt die Macht. Ein Stück Geschichte, das uns allen bekannt ist. Und dessen Erbe schwer auf unser aller Schultern lastet. Doch in Eschbachs Version gibt es einen historisch relevanten Unterschied, zu der Geschichte des Weltkriegs, die wir alle kennen: Es gibt Computer, Handys, Karten zum Bezahlen. Andreas Eschbach stellt die Frage: Was wäre wenn? Was wäre, wenn es bereits Computer gegeben hätte – und die Möglichkeit, diese zu überwachen?

Helene Bodenkamp will niemandem etwas Böses. Sie arbeitet als Programmiererin, sogenannte „Programmstrickerin“, im NSA. Dem Nationalen Sicherheits-Amt. Eine Behörde, die niemand kennt. Denn das NSA ist für die Überwachung des deutschen Reichs zuständig, für Attacken auf fremde Computernetzwerke und Propaganda in den Foren. Helenes Vorgesetzter, Eugen Lettke, weiß die Informationen, auf die er im NSA Zugriff hat jedoch auch anders zu nutzen: zunächst spioniert er bloß Begegnungen aus seiner Kinderzeit nach, die ihn gedemütigt haben. Dann jedoch entwickelt sich alles zu einem psychischen Spiel, bei dem er Frauen mit gefundenem Material erpresst – und zu Sex zwingt. Helene hilft einem Soldaten, der Fahnenflucht begangen hat. Wochenlang versteckt und deckt sie ihn, und schließlich findet sie in ihm ihre große Liebe. Doch Lettke ist auf Helene angewiesen, da er als Mann natürlich nicht programmieren, „programmstricken“, kann. Immer weiter wird sie in seine „Spiele“ hineingezogen, die Gefahr nicht ahnend. Als sich die Situation im 2.Weltkrieg für das Deutsche Reich zuspitzt, hat Lettke sie komplett in der Hand. Alles droht aufzufliegen, was sie, ihre Liebe und viele Freunde das Leben kosten könnte…

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Eschbach erschafft in diesem Buch eine düstere Welt, geprägt von ausdrucksstarken Charakteren. Der starke Überlebenswille und das Streben nach Macht, die Blindheit in dem Rausch der Macht, all das zeigt er. Durch die Computer und die Handys wird es nicht unrealistischer, sondern das genaue Gegenteil: es wird viel klarer und einfacher zu verstehen! Eschbach erzählt alles höchst detailgetreu und die Computer sind dabei kein Makel.

Helene selbst ist ein sehr schüchterner Charakter und ich konnte mich mit ihr nicht recht verbinden. Manch anderer Charakter überblendet sie, doch insgesamt ist dies für die Geschichte kaum ein Makel.

Besonders gefallen hat mir Helenes Onkel Sigmund. Er ist ein äußerst rebellischer Charakter, mit vielen Eigenarten aber eben auch sehr klug. Für seine aufmüpfigen Gedanken verbringt er auch einige Zeit im Gefängnis. Er ist es, der überhaupt Zweifel in Helenes Denken bringt:

„Sie haben an jedem Punkt, an dem ein Kabel die Grenze überquert, einen Komputer eingesetzt, der alles überwacht, alles herausfiltert, was der Regierung nicht genehm ist, und so den Zugang ins Ausland aufs Genaueste regelt.“ Er wurde noch leiser, flüsterte nur noch: „Ich bin nicht der Einzige, der eingesperrt war. Wir sind es alle. Wir sind alle eingesperrt. Auch du.“

Ich bin Andreas Eschbach für dieses Buch sehr dankbar. Denn wir, die wir vergessen, wir, die wir den 2. Weltkrieg nicht miterlebt haben, wir, die wir in einer Welt von Computern aufwachsen und keine Ahnung von der Zeit „damals“ haben, wir verstehen. Wir verstehen, da Eschbach den 2. Weltkrieg in die Verhältnisse unserer Zeit setzt. Wir verstehen, da Eschbach uns alles vor Augen führt. Wir verstehen, dass es erneut und auch in der heutigen Zeit passieren kann.


Mein Interview mit Andreas Eschbach findet ihr hier>.

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